Kinbane Head – Das Weiße Kap

Die vielleicht ungemütlichste Burg der MacDonnels

Kinbane Head ist der Name eines weißen Kreidefelsen, der weit in das Meer hineinragt. Die auch als das Weiße Kap bekannte Landzunge zeigt in Richtung der Insel Rathlin. Während des Mittelalters war der Kinbane Head durch eine Burg geschützt, die heute wie ein hohler Zahn die Landschaft ziert. Die Burg von Kinbane gehört zu einer Kette von MacDonnell-Burgen entlang der Küste von Antrim. Leider haben nur wenige Reste der alten Gemäuer die Zeit überdauert. Denn die Burgenbauer von damals waren keine Geologen. Sie erkannten zwar die strategisch günstige Lage bei Kinbane. Die zerbrochene Kreide und der vulkanische Tuffstein bildeten jedoch kein stabiles Fundament.

Zerbrochene Kreidefelsen am Kinbane Head

Nahe der Hafenstadt Ballycastle endet ein Abstecher der Whitepark Road beim Parkplatz des Kinbane Head. Es ist eine der vielen engen Straßen, in denen kaum zwei Autos aneinander vorbei kommen. Doch der Parkplatz ist gut ausgebaut und besitzt sogar ein Toilettenhaus.

In der Ferne sind die Klippen von Rathlin Island deutlich zu erkennen. Links vom Parkplatz schauen wir auf das Ende des zerbrochenen Kreidefelsens. Schon von hier ist zu erkennen, dass die Burg auf der Halbinsel über den Seeweg nur schwer erreichbar ist.

Leg-na-Sassenach – Das »Dickicht der Engländer«

Entlang einer steilen Basaltfelsenwand führt ein Pfad gut 150 Meter bis zu einer Felslücke. Kaum sind wir dort hindurch, schlängelt sich der Weg steil und unbequem hinab bis fast auf Meereshöhe. Bisher hielt sich die Burg hinter den Felsen versteckt. Hier aber öffnet sich der Blick auf die Festung. Wir stehen vor Leg-na-Sassenach, dem »Dickicht der Engländer«. Das offene Feld zwischen Burg und Basaltklippe wurde einer Garnison englischer Soldaten zum Verhängnis, als sie Kinbane Castle belagerten. Die Verteidiger von Kinbane entzündeten am Ende des Kaps ein weithin sichtbares Signalfeuer. Schon bald eilten die Verbündeten herbei und rollten große Steine von den Höhen der Klippen. Diese zermalmten und massakrierten die plötzlich von zwei Seiten eingekesselten Soldaten.

Colla MacDonnell baut eine Burg

Nicht immer verliefen die Belagerungen der Burg so glimpflich. Sonst würden wir heute vielleicht mehr als eine Ruine in der Form eines hohlen Zahns vorfinden. 1547 ließ Colla MacDonnell das zweistöckige Kinbane Castle erbauen. Strategisch günstig gelegen und vom schottischen Islay aus leicht zu erreichen, bot Kinbane einen idealen Standort für solch eine Basis. Der schottische Clan der MacDonnels sicherte so seinen Machtanstieg in Antrim. Hinzu kam seine Fähigkeit, immer wieder geeignete Männer von den schottischen Inseln zu mobilisieren. Dies alarmierte jedoch die elisabethanische Regierung. Sie versuchte ihrerseits, Ulster zu unterwerfen und zu kontrollieren. Schon 1551 kam Sir James Croft mit seiner Schiffsflotte und beschoss Kinbane Castle. Nur vier Jahre nach ihrer Errichtung nahm die Burg erstmals schweren Schaden. Trotz des Rückschlags wuchs die Macht der MacDonnells in Nord-Antrim. 1589 verschenkten sie Kinbane Castle an die Familie MacAlister als Belohnung für ihre Unterstützung.

Kinbane Castle – Kein Ort zum Wohnen

Ob die MacAlister jemals auf der Burg gelebt haben, ist unklar. Lokale Überlieferungen sagen, die Burg wäre bis ins 18. Jahrhundert bewohnt gewesen. Doch archäologische Ausgrabungen haben nichts gefunden, was dieses bestätigen könnte. Es muss einen auch nicht sonderlich wundern. Denn Kinbane Castle befindet sich an einer wirklich ungemütlichen Stelle. Der Pfad zur Burg ist schmal und stark gestuft. Und an der verbliebenen Bausubstanz nagen unaufhörlich die Elemente. Einige Teile der Burg sind sogar ins Meer gefallen. Der Turm bildet den wichtigsten erhaltenen Teil des Schlosses. Seine Südostecke ist um 1820 eingestürzt. Ansonsten aber blieb der Turm bis auf Dachhöhe weitgehend erhalten. Er besteht aus lokalem schwarzen Basaltstein. Den Kontrast dazu bilden cremefarbene Ecksteine aus Ballycastle-Sandstein. Viele davon wurden im Laufe der Jahre entfernt und an anderer Stelle wieder verbaut.

Carrickmannon – Felsen des irischen Meeresgottes Manannán

Wir können bis an das Ende der Halbinsel laufen. Aber Vorsicht: links und rechts geht es steil hinab ins tosende Meer. Und der Wind fegt einen fast davon. In der Ferne sehen wir, wie sich die Wellen an einer Stelle im Meer brechen. Es ist der Carrickmannon, ein Felsen, benannt nach dem irischen Meeresgott Manannán. Er war einst eine große Gefahr für die Schifffahrt und ist auch noch heute mit Vorsicht zu genießen. Völlig zerzaust gehen wir wieder zurück zum Auto. Wir haben inzwischen einige der MacDonnell-Burgen besucht. Nur wenige von ihnen sind so gut erhalten wie die Ruine von Dunluce Castle. Durch ihre besonderen Lagen sind sie aber immer wieder ein dankbares Ziel bei unseren Irland-Rundreisen.

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