Unweit von Castle Ward erreichen wir die Fähre von Strangford nach Portaferry. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf beiden Seiten der Meeresenge. Allerdings möchte Lars am nächsten Morgen ohne Wartezeit gleich zu den nächsten Zielen unserer Rundfahrt aufbrechen. Somit halten wir uns nur kurz in Strangford auf.
Der Ort ist durch die Lage am Strangford Lough idyllisch gelegen, hat sonst aber auch nur wenig zu bieten. Eine kleine Wohnburg nahe dem Fähranleger, bunte Häuser und einige Pubs überbrückten bisher die Wartezeit, bevor die Fähre nach Portaferry ablegte. Durch die Serie Game of Thrones-Serie änderte sich dies. Denn einige der Darsteller nächtigten während der Dreharbeiten im »The Cuan«. Dadurch ist die Gaststätte heute einer der auserwählten Pubs bei den Film-Touren.
Mit der sechsten Staffel kam der Game of Thrones-Trail hinzu. Ein Wintersturm zerstörte 2016 einige der Bäume der berühmten »Dark Hedges«. Als Hintergrund für den Königsweg zählt die Allee zu den Wahrzeichen der Serie. So wurde das Bruchholz der Bäume in einzigartige Kunstwerke verwandelt. Es entstanden zehn Türen, die mit Schlüsselszenen aus der 5. und 6. Staffel verziert und in Pubs und Restaurants über ganz Nordirland verteilt sind.
Die erste Türe befindet sich im Pub des »The Cuan«. Sie nimmt Bezug auf die Geographie von Westeros und zeigt die kriegsführenden Häuser am Ende der 5. Staffel. Auch wir überbrücken die kurze Wartezeit, indem wir die Türe vor der Bar aufsuchen. Wenig später setzen wir bei herrlichem Abendlicht nach Portaferry über.
Die Portaferry–Strangford ferry überquert den Strangford Lough an seiner engsten Stelle, nahe der Mündung in die Irische See. Sie verbindet somit die durch den Meeresarm unterbrochene A2 im Halbstundentakt. Für die Überfahrt selbst muss man nur wenige Minuten einrechnen. Wir erreichen so planmäßig unsere heutige Endstation in Portaferry. Im Fiddlers Green warten zwei leckere Guinness und die zweite Türe des Game of Thrones-Trails. Zuvor aber drehen wir eine kurze Runde durch die wenigen Straßen des kleinen Städtchens am Strangford Loch.
Gemessen an der Anzahl an Passagieren – jährlich nutzen etwa 500.000 Passagiere die Fähre – geht es in Portaferry eher beschaulich zu. Offenbar verweilen nur sehr wenige Fährgäste in dem Ort. Aber reden wir mal Tacheles: in Portaferry ist der Hund begraben. Die B&Bs, an denen uns unser Spaziergang vorbeiführt, wirken unbewohnt. Die Turmburg von Portaferry bildet das Pendant zur Burg von Strangford. Der innerre Teil der Festung wird von einem Baugerüst ausgefüllt, womit auch sie ein trostloses Dasein fristet. Sowohl die Touristinfo als auch das Exploris Aquarium, angeblich ein Publikumsmagnet im County Down gehören soll, sind geschlossen. Was uns bleibt, ist ein kleines Schmuckstück im Ort: das Fiddlers Green.
Da sich der Himmel schon bald nach unserer Ankunft bewölkt, gehen wir ins Fiddlers Green. Wir zählen zu den ersten Gästen. Zum Glück, denn so können wir die zweite der geschnitzten Game-of-Thrones-Türen in Ruhe fotografieren. Sie steht meistens offen und lehnt an der Wand eines schmalen Ganges. So fällt sie kaum auf, wenn man den Pub betritt. Als Motiv zeigt sie den wachsenden Konflikt zwischen den Häusern Bolton, mit dem gehäuteten Mann, und der Graufreuds, mit dem aus der Tiefe aufsteigenden Kraken. Durch die nette Bedienung erfahren wir auch, was es mit den Türen auf sich hat und dass sie aus dem Sturmholz der Dark Hedges gefertigt sind. Als Nächstes gibt sie uns den Sammelpass für die Türen auf dem Game of Thrones-Trail. Auch wenn sie die Serie noch nie gesehen hat, ist sie stolz darauf, dass ihr Pub dazu gehört.
Wir übernachten im B&B des Pubs. Das Haus ist völlig verwinkelt. Dadurch erfordert es etwas Übung, den richtigen Weg vom Lokal durch mehrere Gänge und Türen bis zum Zimmer zu finden. So treffen wir auch andere Gäste auf der Suche nach dem richtigen Zimmer. Unseres ist klein, aber schön eingerichtet und sauber. Außerdem befindet es sich direkt über dem Pub. Ein frühes zu Bett gehen können wir uns damit abschminken. Denn das Fiddlers Green ist auch für seine irische Musiker bekannt, die nach Lust und Laune hierher kommen. Bei unserem Aufenthalt beginnt die Musik erst um elf Uhr abends. Na dann Prost, auf ein weiteres Guinness, oder sláinte, wie man hier sagt.
Dennoch verbringen wir eine erholsame Nacht, eh uns am nächsten Morgen der Duft von frischem Toastbrot weckt. Wenig später serviert uns Connor, der Besitzer des Pubs und B&Bs, ein tolles Irish Breakfast. Im gemütlichen Frühstücksraum finden wir außerdem Müsli und frisches Obst sowie auch sonst alles, was es für einen satten Start in den Tag braucht. Auch hier würden wir es gut noch ein paar Tage länger aushalten. Doch unser Programm führt uns bereits weiter in das nördliche Nordirland.