Das Guinness Storehouse gilt als die Nr. 1 der Top-Sehenswürdigkeiten von Dublin. Auf sechs Etagen sind Objekte ausgestellt, die direkt oder indirekt mit der Brauerei und dem Kultgetränk der Iren zu tun haben.
Das Innere der Ausstellungsetagen gleicht einem gigantischen Pint mit Restaurant und zwei Bars sowie der Gravity Bar als krönendem Abschluss. Am Ende unseres ersten Rundgangs steht die Brauerei damit natürlich auch auf unserem Programm.
Voller Vorfreude folgen wir der Beschilderung von der belebten Thomas Street, der Hauptverkehrsstraße, durch die Crane Street bzw. zwischen den alten Fabrikgebäuden hindurch zum Besuchereingang vom Guinness Storehouse.
Auf unsere Vorfreude folgt die Ernüchterung. Sowie wir um die letzte Ecke gebogen sind, sehen wir eine riesige Warteschlange vorm Eingang. Bei Temperaturen knapp über Null sind alle paar Meter Heizpilze aufgestellt, um die Kälte zu vertreiben. Auch sehen wir, dass die Heizstrahler nicht jeden mit ausreichend Wärme versorgen. Einige Frauen haben sich offensichtlich vom sonnigen Wetter zu sommerlichen Kleidern verleiten lassen. Nun klappern sie um die Wette. Da die Leute von der uns entgegengesetzten Richtung anstehen, bleibt uns indes eines verborgen: das Ende der Schlange.
Natürlich muss man bei Dublins Top-Attraktion immer mit einer gewissen Wartezeit rechnen. Aber wenn die Besucher schon draußen etwa 50 bis 60 Meter weit anstehen, wie voll wird es an so einem Tag im Innern der Brauerei zugehen? Nach etwas Zögern entscheide ich, einfach den nächsten Ordner zu fragen, ob das Storehouse auch am nächsten Tag, Ostersonntag, geöffnet sei? »Ja, natürlich, Sie können auch morgen kommen.« Das Guinness Storehouse ist sieben Tage die Woche von 9.30 Uhr bis 17 Uhr, im Juli und August bis 19 Uhr (jeweils letzter Einlass) geöffnet.
Wir beschließen, den Programmpunkt auf den nächsten Tag zu verlegen. Eine gute Entscheidung, denn als wir kurz vor 10 Uhr zurück sind, stehen die Türen weit geöffnet und können wir direkt zu den Kassen im Atrium laufen. Offenbar hat auch die Dubliner Morgenstund' Gold im Mund. Das gilt auch für den Bereich hinter den Kassen, wo im The Store eine Auswahl an Andenken zum Kauf angeboten wird.
Vom Andenkenladen kommen wir zu einem farbig angestrahlten Wasserfall. Das klare Wasser erinnert uns daran, wie wichtig sauberes Wasser für die Bierherstellung ist. Gleich danach kommen wir zu einem Becken mit Braugerste. Fehlen noch die zwei letzten natürlichen Zutaten fürs Guinness: Hopfen und Hefe. Der Hopfen muss dabei importiert werden, da er in Irland nicht wächst.
In der Mitte des Atriums ist eine Kopie des Mietvertrags, den Arthur Guinness am 31. Dezember 1759 in Dublin unterzeichnet hat. Nachdem wir schon den Raum mit den vier natürlichen Zutaten des Biers gesehen haben, nehmen wir die Treppe zum ersten Stock des weltweit größten Guinnesspintglases.
Auf dieser Etage wird der Brauvorgang, angefangen bei der Verarbeitung der Gerste zu Malz bis hin zur Gärung mit Hefe Schritt für Schritt erklärt und dargestellt. Durch das Rösten der Gerste duftet diese Etage besonders gut. Hier lädt außerdem das Café Barge zu einer ersten kurzen Pause ein.
Alternativ kann man aber genauso gut zur Taste Experience gehen, wo die Braumeister Kostproben ihres Biers verteilen. Bevor man das Gläsle Guinness trinkt, soll man dies gegen das Licht halten. Dadurch wird sichtbar, dass es sich nicht um ein schwarzes Bier - was viele glauben - sondern um ein sehr dunkles, rotes Bier handelt. Danach geht es um das bewusste Schmecken, wozu auch der feine Duft gehört.
Ebenfalls einen Besuch ist die Küferei wert. Da es immer noch recht leer im Storehouse ist, besichtigen wir zunächst die Küferei. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Küfer bzw. Fassbinder in praktisch jedem größeren Ort tätig. Dann wurde es möglich, massenhaft Metallfässer zu produzieren, was dazu führte, dass einer der ältesten Handwerksberufe binnen weniger Jahrzehnte verschwand.
In den Stockwerken darüber kann man herausfinden, ob man Verwandte hat, die in der Guinnessbrauerei gearbeitet haben. Ist dies der Fall, erfährt man, welche Rolle sie in der Produktion oder Vermarktung spielten. Außerdem lernen wir, wie der eigene Körper auf Alkohol reagiert. Zuletzt bekommen wir an einer eigens dafür eingerichteten Bar beigebracht, wie man in sechs Schritten ein perfekt gezapftes Pint Guinness in Dublin bekommt. Der Gutschein dafür ist im Eintritt inbegriffen. Allerdings muss man sich entscheiden, ob man hier selber zapfen will oder es doch lieber den Profis in der Gravity Bar überlässt.
Aufgelockert werden diese Etagen durch alte Werbeplakate. Schon früh hatten die Marketingleute der Brauerei die Wirkung von, in diesem Fall gezeichneten Tieren in der Werbung erkannt. Balanciert auf dem einen Plakat ein Seehund ein Pint auf seiner Nase, so trägt auf dem nächsten ein Pelikan sieben Flaschen in seinem riesigen Schnabel mit sich herum. Besonders lustig finden wir einen Strauß, der ein Glas verschluckt hat, das sich deutlich in seinem Hals abzeichnet sowie mehrere Zootiere, die sich zum Schrecken ihrer Tierwärter das Bier unter den Nagel gerissen haben.
Ebenfalls schön finden wir, dass uns die Harfe, das Markensymbol von Guinness, auf dem gesamten Rundgang begleitet. Abgesehen von den vielen Abbildungen gibt es eine Lichtharfe, die durch Bewegungsmelder zum Klingen gebracht wird. Auch erfahren wir vom Streit um die Harfe. Denn auch der Staat Irland hat die Harfe als Symbol gewählt. Während bei der Guinness-Harfe die gerade Kante immer nach links zeigt, musste das Irish Government das Musikinstrument spiegeln, um den Konflikt ums Markenrecht zu lösen.
Der durchaus ansprechend gestaltete Rundgang endet in der Gravity Bar. Der runde Raum bietet durch seine Rundumverglasung einen tollen 360° Panoramablick über Dublin und weit darüber hinaus. Deutlich zu erkennen ist der Dubliner Spire, die 120 Meter hohe Spitze in der O'Connell Street. In der Ferne sind außerdem die Hochlagen der Wicklow Mountains zu erkennen. Sie machen Lust auf eine Wanderung bei Glendalough. Zunächst aber lassen wir unseren Storehouse-Besuch bei einem frisch gezapften Pint Guinnes ausklingen.