Die Zisterzienserabtei Grey Abbey

Ein Kloster der Affreca de Courcy

Nach dem Frühstück im Fiddler's Green geht es weiter Richtung Norden, zur Grey Abbey. Sowie wie wir Portaferry verlassen haben, öffnet sich links zunehmend die Sicht auf den Strangford Lough. Im Vergleich zum Vorabend ist die Wasseroberfläche nun deutlich höher. Durch die Verbindung zum Meer folgt der See viermal am Tag den Tiden mit Ebbe und Flut.

Dabei rauschen jedes Mal 400.000 Kubikmeter Wasser durch die Meerenge. Für die Wikinger erschienen die Strömungen zu gefährlich. Die Ingenieure der Neuzeit indes nutzen die Energie und betreiben ein Strömungskraftwerk im Sund, das um die 1000 Haushalte mit Strom versorgt.

Ein Kloster zur religiösen Kolonisierung der grünen Insel

Nach zwanzig Minuten Fahrt erreichen wir Greyabbey mit der dazugehörenden Zisterzienserabtei. Wie die Ruinen der Inch Abbey ist sie Teil des Saint Patrick's Trail, auf den Spuren des Nationalheiligen Patrick. Affreca de Courcy, die Tochter des Königs Godred Olafsson, stiftete 1193 die Abtei als Dank an Gott für die Rettung aus einem Seesturm. Zugleich diente die Klostergründung zur religiösen Kolonisierung der grünen Insel. Mit den Iren wollten die aus England stammenden Zisterzienser nichts zu tun haben. Sie duldeten sie schlichtweg nicht in ihren Reihen, machten sich jedoch auf diese Art auf der Insel breit.

Ein herausragendes Beispiel normannisch-gotischer Architektur

Grey Abbey gilt als herausragendes Beispiel normannisch-gotischer Architektur, welche hier erstmals in Irland umgesetzt wurde. Auffälliger jedoch ist der alte Friedhof. Ursprünglich war er der Begräbnisplatz des mittelalterlichen Klosters. Auf ihm drängen sich die Grabsteine dicht an dicht, wobei viele bereits im 18. Jahrhundert aufgestellt wurden.

Das berühmteste Grab stammt von James Porter, einem presbyterianischen Priester der Grey Abbey. Wegen seiner angeblichen Beteiligung an einer Rebellion mit den Iren verurteilte man den Abtrünnigen 1798 zu Tode und ließ ihn in Sichtweite seines Versammlungshauses erhängen.

Die schönen Portale der Grey Abbey

Vor Ort sind wir einmal öfter die einzigen Besucher auf dem Parkplatz. Hinter dem Friedhof erheben sich die Ruinen der Grey Abbey. Doch für den Zugang müssen wir um die Friedhofsmauern herum laufen. Der Weg führt an einen mittelalterlichen Klostergarten vorbei in die parkähnliche Anlage.

Die Portale haben die Jahrhunderte recht gut überdauert. Andere Gebäude lassen sich hingegen an ihren Grundmauern ausmachen. Zu Zeiten der Mönche war der Garten von überdachten Wandelgängen umgeben. Im Gegensatz zu anderen Klöstern schlossen sich jedoch nur an drei Seiten Gebäude an.

Noch bis in die 1770er Jahre hinein besuchten die Gemeindemitglieder den Gottesdienst im Kirchenschiff der Abtei. 1778 wurde schließlich auf dem angrenzenden Hügel eine neue Kirche errichtet. Von ihr stammt noch der Kirchturm der heutigen St. Saviour's Church, deren Grundstein 1868 von Lady Charlotte Montgomery gelegt wurde. Leider ist die Kirche verschlossen, sodass wir alsbald wieder zum Auto hinab schlendern und weiter Richtung Mount Stewart fahren.

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