Tom Sheridan’s Bar in Galway

»Hey, hoffen wir auf einen tollen Fußballabend! Ich hatte gar nicht erwartet, dass noch mehr Deutsche in Galway sind.« Mit verwunderter Miene blicken mich zwei Burschen in der Tom Sheridan’s Bar an. Sie sind um die 20 und mit Deutschland-Trikot gekleidet. Dann antwortet einer von ihnen: »Sorry, I don't understand.« Oh, Iren im Deutschland-Trikot. Damit hatten wir nun echt nicht gerechnet.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft in einem Irish Pub

Aber vor dem Hintergrund, dass wir beim Halbfinale gegen Brasilien die einzigen waren, die sich im Pub vom Waterfoot Hotel über die vielen Tore freuen konnten, soll uns das recht sein. Tatsächlich fallen uns sicher zehn Iren auf, die klar Flagge für unsere Nationalmannschaft zeigen. Es sind aber auch mehrere in den argentinischen Farben unterwegs.

Es wird gejubelt in der Tom Sheridan’s Bar

Als wir wenig später die ersten zwei Pints in der Hand halten und einen freien Platz in der brechend vollen Sheridan's Bar gefunden haben, sehen wir uns augenblicklich von spontanen Deutschland-Fans umringt. Die Iren haben die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft zwar verpasst. Das hält sie aber nicht davon ab, sich ein Team auszusuchen und anzufeuern. Zu sehen ist dies an der Aufmachung an der Bar. Zu Beginn des Turniers hingen dort noch die Flaggen aller WM-Teilnehmer. Jetzt sind nur noch zwei übrig.

Wie die Sympatien verteilt sind, sehen wir aber erst, als der Ball im deutschen Netz zappelt. Rund um einen Mann im blauweiß gestreiften Trikot springen die Leute um. Es sind viele. Dann stockt der Jubel, der Treffer zählt nicht. Dafür schreien und springen jetzt andere auf. Es sind weit mehr, als wir vor dem Anpfiff gesprochen haben. Es sind mehr auch mehr als beim vermeintlichen Tor gejubelt haben. Wir sind erleichtert. Wir sind überrascht. Wir sind überwältigt. Wir sind so vieles. Wir sind mitten in Irland Zuhause!

Ein langer Abend in der Tom Sheridan’s Bar

Der weitere Verlauf des Spiels ist bekannt. Nach dem Pint in der ersten Halbzeit folgt zur zweiten Halbzeit das zweite Pint. Durch den Nervenkitzel reicht dieses tatsächlich bis in die Verlängerung hinein, sodass wir auch auf den erlösenden Siegtreffer anstoßen können. Da wir am nächsten Tag wieder volles Programm haben, wollen wir eigentlich gleich nach dem Abpfiff gehen. Der Versuch, uns bei unseren Tischnachbarn zu verabschieden, schlägt fehl.

»Ihr dürft jetzt nicht gehen, Ihr habt gewonnen und müsst noch bleiben«, erklärt uns eine Deutschland-Fan-Irin. Im nächsten Moment beginnt sie, sich angeregt mit Annette zu unterhalten, der es mit zwei Pint Guinness im Kopf erstaunlich leicht fällt, Englisch zu sprechen. Nachdem ich kurz für kleine Weltmeister verschwunden bin, sehe ich schließlich den Grund, warum wir bleiben sollten: mit dem Schlusspfiff wurden für uns zwei weitere Pints bestellt.

Auch ohne Fußball ist der Pub zu empfehlen

Es war eine gute Idee, zu Fuß zur Tom Sheridan's Bar zu laufen. Mit - nach dem Halbfinale in Londonderry - erneut je 1,7 Liter Guinness steht man auf vier Rädern zwar sicher besser als auf zwei Beinen, fahren tun dann aber nur noch Idioten. Da wir gut gelaunt und die Nacht angenehm frisch ist, kommt uns der Spaziergang zurück zum B&B Abbeylee sogar ganz recht. Und nachdem ich Annette beim ersten von drei Kreiseln auf dem Weg nach etwas Überredungskunst überzeugen kann, abzubiegen, kommen wir sogar auf direktem Weg zurück in unser B&B.

Am nächsten Tag beschließen wir, nochmals in Tom Sheridan's Bar zu gehen. Im Vergleich zum Vorabend hängt nur noch eine Flagge hinter der Theke und geht es ruhiger zu, sodass wir uns im oberen Stock einen Tisch aussuchen können. Obwohl wir beim Finale nur mit einer Handvoll anderer Gästen geredet haben, sind wir den Bedienungen bekannt. Und willkommen. So verbringen wir einen zweiten schönen Abend in dem Restaurant der Bar, die wir sowohl zum Fußballgucken als auch zum Essen gehen gerne empfehlen können.

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