Athenry befindet sich rund 25 Kilometer östlich von Galway und gilt als die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt Irlands. Ihr Name bedeutet soviel wie »Furt des Königs«. Dies lässt erkennen, dass sich hier bereits zur Stadtgründung ein wichtiger Übergang über den Clareen River befand. Tatsächlich zählte Athenry während des Mittelalters zu den bedeutendsten befestigten Städten Irlands. Wichtigste Sehenswürdigkeiten sind damit die mittelalterliche Stadtmauer, die Burg Athenry Castle und das im 13. Jahrhundert gegründete Kloster.
Im Jahr 1241 erhielten die Kaufleute von Athenry das Recht, jeweils am Donnerstag Markt zu halten. Zudem durften sie einmal im Jahr eine achttägige Messe abhalten. den Handelsplatz markierte Zunächst ein einfaches Holzkreuz. Im 15. Jahrhundert wurde es durch das heute noch erhaltene geschnitzte Steinkreuz ersetzt, wobei allerdings der hohe Schaft verloren ging.
Unser erstes Ziel in Athenry ist die Propstei des Dominikanerordens. Damit erleben wir die bereits erste Besonderheit der Stadt. Denn normalerweise gründeten die Dominikaner ihre Klöster außerhalb der Stadtmauern. In Athenry errichteten sie erstmals eine Propstei innerhalb der Stadtmauern, wenn auch auf der gegenüberliegenden Flussseite der Stadt. Zu verdanken haben die Mönche dies Meiler de Bermingham. Der Stadtgründer und Bauherr der Burg kaufte das Areal 1241 für 160 Mark.
Zusammen mit weiteren 160 Mark für den Bau der Propstei überließ Meiler de Bermingham das Anwesen den Dominikanern. Obendrein spendete er dem Orden einige Fässer Wein, englische Stoffe und Pferde zum Steinziehen. Sogar seine Ritter durften mit anpacken und beim Bau des Klosters helfen. Dabei gelang es Meiler, Iren und Normannen zur Zusammenarbeit zu bewegen. Als Dank für sein außerordentliches Engagement bestatteten ihn die Mönche nach seinem Tod 1252 innerhalb des Klosters.
Neben dem Schlafsaal und dem Refektorium, also der Speisesaal des Klosters, betrieben die Dominikaner auch eine Krankenstation. Im frühen 14. Jahrhundert entstand die Kapelle der Heiligen Jungfrau Maria durch Mac a Wallyd de Bermingham und wurde die Kirche vergrößert. Zwischen 1425 und 1445 folgte ein großer Mittelturm. Der Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert folgte der rasche Niedergang Mitte des 17. Jahrhunderts: 1651 führte Charles Coote Truppen Cromwells in den Westen Irlands. Nach einem Jahr Belagerung kapitulierte die Stadt Galway. In der Folge vertrieben die englischen Soldaten die Mönche und zerstörten die Klostergebäude.
Rund 200 Meter nördlich, allerdings am Westufer vom Clareen River steht Athenry Castle. Geöffnet ist die Burg während der Sommermonate zwischen 9:30 und 18 Uhr. Der letzte Eintritt ist um 17:15 Uhr möglich. Die Heritage Card von Irland wird beim Eingang der Festung akzeptiert.
Die Burg diente ursprünglich dazu, die Furt über den Clareen River zu kontrollieren. Der Zugang in die Festung erfolgte von der Stadt aus durch ein schmales Tor. Für gewöhnlich werden Burgzugänge durch ein Torhaus bewacht. Ende der 1990er Jahre durchgeführte lieferten jedoch keinen Hinweis darauf. Lediglich auf den Fundamenten eines kleinen quadratischen Gebäudes könnte ein Wachturm gestanden haben. Da es außer dem Tor zur Stadt keinen weiteren Zugang nach Athenry Castle gab, scheint es allerdings auch kein starkes Torhaus nötig gewesen zu sein. Bei den Ausgrabungen wurden außerdem die Überreste eines Bankettsaals freigelegt, der an einer der Burgmauern anschloss.
Weithin sichtbares Machtsymbol der normannischen Familie ist der hoch aufragende Hallenturm. Die Grundsteinlegung erfolgte um das Jahr 1235. Fünf Jahre später erreichte er seine endgültige Höhe. Auch dank seiner Lage auf einer Anhöhe ermöglichte er eine gute Sicht über das Umland. So konnten die Burgherren im Jahr 1249 beobachten, wie nahe der Stadt ein irisches Heer von Connacht von den Anglo-Normannen besiegt wurde. Groß geändert hatte sich dadurch allerdings wenig. Denn nur wenige Engländer zogen infolge der Eroberung nach Irland. Die wenigen, die es doch taten, schlossen bald Freundschaft mit den Iren. Die Treue der zur englischen Krone verringerte sich dadurch mit der Zeit oft zu einem reinen Lippenbekenntnis. Athenry soll eine der wenigen Ausnahmen gewesen sein. So stand Athenry auch 1316 auf Seiten der Normannen, als Felim O'Conor, König von Connacht, sein nur schlecht gerüstetes Heer gegen die Eroberer in eine vernichtende Niederlage führte.
Im 15. Jahrhundert änderte sich die Funktion der Burg. Dabei wurde das Untergeschoss durch den Einbau eines Steingewölbes komplett umgestaltet. Zuvor hatte der Keller lediglich als dunkler Lagerraum mit einer rauen Holzdecke gedient. Als Besonderheit besaß der Keller bis zur Umgestaltung keine Außentür. Stattdessen erfolgte der Zugang ursprünglich von der darüber liegenden Halle durch eine Falltür bzw. über eine Leiter.
Der Grund für die Änderungen ist nicht überliefert. Jeder geht man davon aus, dass die Burg eher als Garnison für Soldaten denn als Wohnsitz einer adligen Familie diente. Demnach wäre der Keller ein ideales Lager für schweres und gefährliches Material gewesen. Ein weiteres Indiz hierfür ist der damals erfolgte Einbau einer Außentür, welche den Transport auch größerer Gegenstände in den Gewölbekeller erleichterte.
Das Erdgeschoss diente repräsentativen Zwecken und als Gerichtssaal. Außerdem finden wir in einem Vorsprung an der Außenmauer das Stille Örtchen der Burg. Eine darunter liegende Senkgrube wurde 1989 freigelegt. In dem darüber liegenden Geschoss fallen Öffnungen in den Ecken der Nord- und Südwand auf. Sie dienten dazu, das auf den Dachflächen bzw. unterhalb der Zinnen aufgefangene Regenwasser zu sammeln.
Die Zinnen stammen aus dem 13. Jahrhundert und beinhalten hohe Bogenscharten, die den Verteidigern Schutz boten und zugleich ermöglichten, Pfeile auf anrückende Feinde abzuschießen. Entlang der Außenseite des Turms stützte eine Reihe Balken eine zweite Verteidigungsanlage. Diese erlaubte es, durch Öffnungen Steine auf Angreifer zu werfen. Auch dies gibt klar zu erkennen, dass die Normannen nicht willkommen waren.
Ein Muss in Athenry ist die mittelalterliche Stadtmauer. Sie entstand um 1300 und umschloss damals eine 28,5 Hektar große Fläche. Etwa die Hälfte der Rundmauern sind auf der Westseite sowie der Südwest- und Südostseite erhalten geblieben. Damit bildet die Mauer eine der eindrucksvollsten Stadtbefestigungen des irischen Mittelalters. Bei unserem Rundgang sehen wir außerdem mehrere Türme und das Nordtor. Letzteres hat als einziges von ursprünglich fünf Stadttoren die Zeit überdauert.