»Die Luft hier ist herrlich kühl und weich, mit gerade genug Knusprigkeit, um ein herrliches Gefühl der Heiterkeit zu erzeugen.« So beschreibt der Reiseführer der Ulster Tourist Development Association von 1929 den Strand von Portstewart. Der weitläufige Strand aus feinem goldenem Sand wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte in ein Mekka für Urlauber.
Der Badeort Portstewart wächst durch Ferienwohnungen und Zweitwohnungen. Dadurch sind die Grundstückspreise bis heute höher als in den nobelsten Vierteln von Belfast. Zuletzt treibt es die Game of Thrones-Fans immer öfter hierher. Denn zwischen den Sanddünen erreichen Jaime Lennister und Ser Bronn auf ihrer Mission die Küste von Dorne.
Eine Viertelstunde entfernt vom Dunluce Castle erreichen wir den Badeort Portstewart. Es ist ein feiner und gepflegter Ort mit kleinen Häuschen, hübschen Vorgärten und akkurat geschnittenen Hecken. Hierher kommen die Menschen zum Ausspannen und zum Urlaub machen. Böse Zungen behaupten, die Eisenbahn wurde bewusst einige Kilometer am Badeort vorbeigeführt, um das gemeine Volk fernzuhalten. Früher mag dies geklappt haben. In den Zeiten der Mietwagen müssen sich die Bewohner von Portstewart allerdings etwas Neues einfallen lassen. Uns jedoch interessiert der goldene Strand mehr als der Ort.
Schwarze, schroffe Klippen trennen den Sandstrand vom Badeort Portstewart. Über einen Weg entlang der Klippen ist der Strand gut zu erreichen. Treppen führen von den Felsen bis hinunter auf den von den Gezeitenwellen gezeichneten Sand. Es geht aber noch einfacher. Der Sand vom Portstewart Strand ist so fest, dass man mit dem Auto darauf fahren kann, ohne darin steckenzubleiben. Wir entscheiden uns für die einfachere Variante, auch wenn die Gemeinde Parkgebühren dafür verlangt. 6,50 Britische Pfund sind happig. Dafür aber kann man den ganzen Tag über stehen bleiben.
Bei unserem Besuch herrscht alles andere als Badewetter. Es ist kalt und stürmisch. Die wenigen Autos auf dem Strandparkplatz gehören Hundebesitzern, Spaziergängern und Joggern. Während diese meist nahe am Wasser des Atlantiks bleiben, steuern wir die Sanddünen des Portstewart Strands an.
Wir befinden uns in einem Naturschutzgebiet, welches Wat- und Wasservögeln, wie der Brandente, einen Lebensraum bietet. Die Wege zwischen den Dünengräsern sind markiert und dürfen nicht verlassen werden. Zum Glück finden wir auch so, was wir suchen: Die Küste von Dorne.
Die Landzunge zwischen dem River Bann und dem Atlantik eignete sich perfekt als GoT-Kulisse für die Küste von Dorne. In der Staffel fünf erhält Cersei Lennister eine Botschaft aus Dorne. Es ist eine kunstvoll geschnitzte Viper, an deren Reißzähnen der Anhänger der Prinzessin Myrcella hängt. Cersei weiß, dass ihre Tochter in Gefahr ist. Auch Jaime Lennister erkennt dies als Bedrohung und Rache für die Rolle der Lennisters beim Tod von Oberyn Martell. Er verspricht, Myrcella nach Königsmund zurück zu bringen.
Als Nächstes rekrutiert er Ser Bronn von Schwarzwasser für seine Mission. Doch sowie die beiden die Küste von Dorne erreichen, werden sie von dornischen Soldaten entdeckt. Zwischen den Dünen von Portstewart kommt es zum Kampf, bei dem die Dornischen getötet werden. Mit der Kleidung der getöteten Soldaten können sich Jaime und Bronn in die Wassergärten von Dorne einschleichen. Ihre Mission scheint zu gelingen. Denn dort finden sie tatsächlich Myrcella. Blind vor Liebe ist das junge Mädchen jedoch wenig begeistert von ihrer Rettung.
Wir treffen bei den Dünen eine Frau mit Hund. Sie war auch bei den Dreharbeiten vor Ort. Ihr neugieriger Hund ist damals mitten durch das Film-Set gelaufen. Doch lieber erzählt sie uns von ihren Bedenken wegen des damals bevorstehenden Brexits. Weil ihr Mann in Dublin arbeitet, hofft sie, dass die Grenzen weiterhin so durchgängig bleiben. So seien es die Menschen heute gewohnt. Für sie ist der Portstewart Strand ein Ort, um die Sorgen zu vergessen. In den Dünen lauscht man dem Wind und den Meer. Hier lässt man die Gedanken über die Landschaft und das wehende Dünengras schweifen.