Tag für Tag, wenn sich die Sonne gegen den Horizont senkt, steht der Poulnabrone Dolmen im Rampenlicht. Das Naturschauspiel von Licht, Stein und Schatten hat schon tausende Hobbyfotografen in seinen Bann gezogen. Und auch als Postkartenmotiv macht der Dolmen eine klasse Figur.
Damit steht der weltberühmte Dolmen natürlich auch bei uns weit oben auf der Liste der Dinge, die wir im County Clare sehen möchten. Bei der Anfahrt über die R 480 müssen wir jedoch einsehen, dass uns der ganz große Auftritt der Megalith-Anlage dank einer Wolkendecke verwehrt bleibt.
Als wir den Dolmen zwischen Leamanah und Ballyvaughan erreichen, stehen wir stattdessen in einer grauen Landschaft. Der Himmel ist grau, der Dolmen ohnehin und auch in der Umgebung, eine Karstlandschaft, dominieren graue Schattierungen. Unterbrochen wird dieses einzig vom Gras, wo immer es sich auf dem kargen Boden behaupten kann.
Poulnabrone (irisch: Poll na mBrón) bedeutet in etwa »Loch der Mahlsteine«. Durch eine falsche Übersetzung ist der Dolmen aber auch als »Hole of Sorrow«, das Loch der Schmerzen, bekannt. Sei es drum. Durch die abgeschiedene Lage auf dem irischen Burren und die zugleich gute Erreichbarkeit zählt der Poulnabrone zu den beliebtesten Dolmen Irlands.
Er besteht aus einem dünnen, vier Meter langen und tafelförmigen Deckstein, der von zwei schlanken Portalsteinen sowie dem 1,80 Meter hohen Schlussstein getragen wird. Zusammen bilden sie eine Kammer in einem flachen Steinhaufen. Der Steinhaufen dient dabei auch der Stabilisierung der großen Steine, wobei die Wissenschaftler davon ausgehen, dass er auch schon in der Jungsteinzeit so niedrig wie heute war. Allerdings musste der Mensch nachhelfen, dass der Dolmen überhaupt noch steht. 1985 wurde im östlichen Portalstein ein Riss entdeckt, durch den die Megalithanlage zusammenbrechen drohte.
Um dies zu verhindern, wurde der Dolmen auseinandergenommen und der gebrochene Stein ersetzt. Während der Arbeiten fanden die Archäologen Knochen, welche sie 16 bis 22 Erwachsenen sowie sechs Kindern zuordnen. Untersuchungen ergaben, dass Poulnabrone zwischen 3800 und 3600 vor Christus als Grab diente. Damals wurden die Verstorbenen zusammen mit persönlichen Gegenständen wie Töpferwaren, Waffen und eine polierte Steinaxt beerdigt. Die auffallende Lage im Burren deutet außerdem darauf hin, dass Poulnabrone ein rituelles Zentrum war, das auch noch von den Kelten genutzt wurde.
Auf der Halbinsel Dawros Head im County Donegal finden wir ein neolithisches Grabportal mit Extrastein. Der Dolmen steht etwas versteckt in der Landschaft. Anders als bei der Megalith-Anlage Poulnabrone Dolmen, verirren sich dort nur wenige Touristen hin.
Wer hat den wohl dahin geschleppt? Dieser besondere Dolmen besitzt einen solch gewaltigen Deckstein, der kann nur an Ort und Stelle gefunden worden sein. Da sind sich auch die Forscher einig. Der Brocken ist circa 100 Tonnen schwer und gilt als größter Deckstein all dieser Megalithanlagen, und das weltweit.