Clifden Castle in Connemara

Neogotisches Schloss der Familie D'Arcy

Clifden Castle ist ein im frühen 19. Jahrhundert gebautes neogotisches Schloss an der Sky Road von Connemara. Die Anfahrt zur heutigen Burgruine erfolgt über Clifden, der inoffiziellen Hauptstadt von Connemara. Das Castle zählt zu den Sehenswürdigkeiten des Landstrichs, die sich auch bei trüben Wetter lohnen. Die Familie des Bauherren konnte sich indes nur kurze Zeit an der Pracht erfreuen.

Geschichte der Burg

Die Burg Clifden Castle (Caislean an Clochán) entstand 1812 durch John D’Arcy, dem Gründer der heutigen Stadt Clifden. Das Anwesen der neugotischen Burg umfasste ursprünglich über 17.000 Acres oder knapp 7.000 Hektar. Diese befanden sich damals schon über 100 Jahre im Besitz der Familie C'Arcy. Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert bestritt die Familie D'Arcy ihren Unterhalt durch den damals in Irland weit verbreiteten Kartoffelanbau.
Zwischen 1845 und 1849 verdarb eine damals neuartige Kartoffelfäule mehrere Ernten. Infolge der dadurch ausgelösten Großen Hungersnot schlitterten auch die C'Arcys in den Bankrott, bis sich schließlich von ihre Ländereien sowie auch dem Schloss trennen mussten. Binnen weniger Jahre gaben sich die Schlossherren bei Clifden Castle quasi die Klinke in die Hand, während die Ländereien immer weiter aufgeteilt und verkauft wurden.

Zugang ab der Sky Road zum Clifden Castle

Von der heutigen Burg haben lediglich die äußeren, teils mit dichtem Efeu bewachsenen Mauern die Zeit überstanden. die Anfahrt erfolgt über die N59 bis Clifden. Im Ort biegen wir von der Durchgangsstraße auf die Straße Church Hill ab. Nachdem wir die Kirche passiert haben, sind es noch knapp zwei Kilometer bis zum Schlossparkplatz an der Sky Road (GPS-Koordinaten: N 53.4920, W 10.0480) parken. Etwas westlich davon bildet der erhalten gebliebene Torbogen den Zugang zum Castle. Ab dort führt ein holpriger Fußweg hinunter zum Castle.

Menhire als Dekoration

Auf dem Weg zum Schloss passieren wir fünf stehende Steine. Es sind Menhire. Im Allgemeinen werden so mehrere tausend Jahre alte Zeugnisse der Megalith-Kultur genannt. Wie die Dolmen - etwa der Poulnabrone Dolmen im County Clare - dienten diese Ritualen und andere Zeremonien. D’Arcy ließ diese Steine jedoch als Dekoration errichten, womit hier der spirituelle Hintergrund fehlt. Lediglich bei einem der Steine könnte es sich um ein prähistorisches Relikt handeln, das von einem anderen Ort hierher verfrachtet wurde.

Besichtigung von Clifden Castle

Clifden Castle ist nach Süden ausgerichtet, sodass man von dem Schloss aus die Clifden Bay überblicken kann. Abgesehen von den äußeren Mauern blieb leider nicht allzu viel erhalten. Zu den ältesten, noch bestehenden Teilen der Burg zählen ein Rundturm im Südosten, ein quadratischer Turm. Daneben fallen einige dekorative Elemente auf. Sie ist erst in den 1850er und 1860er Jahren durch die Familie Eyre hinzugefügt.

Kampf um die Burg und ihre Ländereien

In die Schlagzeilen geriet die Burg 1913, als das Land zum Preis von 2.100 Pfund angeboten wurde. Die heimischen Bauern waren an dem Kauf interessiert, ohne dass es zu einem Abschluss kam. Vier Jahre später kaufte dann J.B. Joyce, ein örtlicher Metzger, das Land. Dies rief den Priester Patrick McAlpine auf den Plan, der eine eine Kampagne gegen Joyce und die aus seiner Sicht hinterhältige Art des Kaufs lostrat. Von seiner sicheren Kanzel aus schimpfte er Joyce einen Landräuber und sagte ihm einen baldigen Tod voraus. Obwohl der Metzger Sinn Féin auf seiner Seite hatte, wandte sich die Stadt gegen ihn. Die Bauern vertrieben sein Vieh von dem Land, um dort ihre eigenen Tiere weiden zu lassen. Bei einer Bürgerversammlung gipfelte der Streit in ein Handgemenge, bei der Polizisten durch Steinwürfe verletzt wurden.

Anfang 1920 bestätigte das zuständige Gericht Joyce als rechtmäßigen Eigentümer. Der Streit war damit jedoch keineswegs beigelegt. Ungeachtet des Urteils vertrieben die alten Pächter abermals Joyces Vieh von den Weiden. Im September 1920 willigte Joyce bei einem Schiedsgericht von Sinn Féin schließlich ein, das Land an eine erst noch zu gründende Genossenschaft des Clifden-Volkes zu verkaufen. Diese Genossenschaft wurde ein Jahr drauf wie vereinbart gegründet, bestand aber nur auf dem Papier. Stattdessen teilten die Pächter den Grund und Boden unter sich auf. Nachdem bereits das Interieur des Schlosses versteigert war, wurden ab 1935 das Dach, die Fenster, Balken und Blei abgetragen. Durch diese Art des Recyclings verfiel dann Clifden Castle recht bald.

Abstecher an die Clifden Bay

Nach dem kurzen Burgbesuch bleibt noch Zeit für einen Abstecher an die Clifden Bay. Das Auto können wir getrost stehenlassen. Der Weg an die Bucht führt an einer Christusstatue vorbei. Wenige Schritte weiter begrüßen uns zwei Esel. Treu blicken die Langohren über eine Steinmauer hinweg und lassen sich gerne die Stirn kraulen. Ebenfalls schön anzusehen sind die entlang der Straße reich blühenden Fuchsienhecken. Dazwischen leuchten blaue Hortensien gegen das triste Wetter an.

Am Ende des Fahrwegs erreichen wir den Clifden Boat Club. Neben wenigen Booten erstreckt sich der Strand der Bucht. An warmen Sommertagen wäre dies sicher ein schöner Ort zum Verweilen und den Blick über die Bucht schweifen zu lassen. Angesichts der zähen Wolkendecke nehmen wir stattdessen mit der hell und freundlich eingerichteten Anchor Bar (Ankerbar) des Bootclubs vorlieb.

Pines Island | Insel der Kiefern

An sonnigen Tagen herrscht Hochbetrieb auf der Sky Road. Da die Fahrbahn schmal ist, folgt man am besten den anderen Fahrern bis zum Ende der Panoramastraße. Dieses befindet sich ebenfalls in Clifden, womit sich der Kreis schließt. Ab dort erfolgt dann die Rückfahrt nach Galway auf der N59. Dabei lohnt sich ein Stopp am Derryclare Lough. Vom Parkplatz sind es wenige Schritte bis ans Seeufer mit dem Pines Island Viewpoint. Die Sicht reicht über das südliche Ende des Sees zur malerischen Insel Twelve Pines. Über einen Fußweg ist der Zugang möglich.

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