Kloster Clonmacnoise

Im Mittelalter pilgerten Mönche und Gläubige aus ganz Europa zum Kloster Clonmanoise an den Shannon. Der Name leitet sich vom Irischen ab und bedeutet «Wiese der Söhne des Nóise». Heute ist Klosterruine eine der meistbesuchten touristischen Attraktionen Irlands. Insbesondere bei der Fahrt von Dublin nach Galway lohnt sich der Abstecher hierhin. 

Geschichte des Klosters Clonmacnoise

Die Geschichte des iroschottischen Klosters Clonmacnoise reicht bis ins 6. Jahrhundert zurück. Der Überlieferung nach erfolgte die Gründung im Jahr 548 durch den Heiligen Ciarán, dem Sohn eines Wagners. Seine Beweggründe sind unbekannt. Wohl aber hatte der König von Tara Gefallen an seinem frommen Vorhaben. Er stiftete das Bauland und legte den Grundstein für die erste Kapelle. So zumindest ist es auf dem Kreuz der Schriften oder auch «Cross of Scriptures» eingraviert. Trotz der Gunst des Herrschers waren die Anfänge bescheiden. So lebten zunächst nur sieben Brüder in der Abtei.

Wirtschaftliche Bedeutung des Klosters

Das Kloster als geistliches, geistiges und handwerkliches Zentrum

Den wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Ciarán nicht mehr. Nur vier Jahre nach der Klostergründung verstarb er im Alter von 33 Jahren. Mit der Wahl des Standorts hatte er jedoch die Weichen für eine glänzende Zukunft gestellt. So kreuzen sich bei Clonmacnoise mehrere schon im Mittelalter bedeutende Straßen. Daneben erwies sich die Lage am Fluss Shannon als vorteilhaft. Clonmacnoise entwickelte sich zu einem geistlichen, geistigen und auch handwerklichen Zentrum Irlands. Insbesondere ab dem 10 Jahrhundert entstanden immer wieder neue Kapellen und Kirchen auf dem Areal.

Im 11. Jahrhundert verfasste ein Diener im Scriptorium das «Lebor na hUidre», das Buch der dunkelfarbigen Kuh. Es ist die älteste erhaltene Sammelhandschrift in altirischer Sprache. Der Name rührt daher, dass der Schreiber die Texte auf dem Pergament der Lieblingskuh des Heiligen Ciarán schrieb und dafür von diesem verflucht wurde. Weder er noch seine Kinder durften auf dem Klosterfriedhof bestattet werden. Daneben belegen etliche weitere Schriftstücke und die in den Werkstätten hergestellten Bischofsstäbe, Reliquienbehälter und vieles mehr die Bedeutung des Klosters.

Niedergang in Etappen

Erste Erfahrungen mit Überfällen durch die Wikinger hatte die Klostergemeinschaft bereits im 9. Jahrhundert gemacht. Im Jahr 844 hatte es der dänische Wikingerkönig Turgesius sogar für einige Jahre in ein heidnisches Heiligtum umgewandelt. Davon konnten sich die Brüder jedoch wieder erholen. Bei mehreren Überfällen durch die Normannen wurde das Kloster gebrandschatzt. Dabei sollen über 100 Häuser den Flammen zum Opfer gefallen sein.

Als 1552 englische Truppen bis nach Athlone vorstießen, waren die Tage des Klosters jedoch gezählt. Gut 100 Jahre bot die Gemeinschaft den Eindringlingen noch die Stirn. Doch dann führte Oliver Cromwell sein Heer durch Irland und den County Offaly und verwüstete Clonmacnoise. Was seinen Truppen standgehalten hatte, war danach dem Verfall preisgegeben. Seit 1877 ist Clonmacnoise als National-Monument geschützt.

Rundgang durch die Klosterruine

Bei unserer Ankunft erwischen wir traumhafte Bedingungen. Durch die Anreise von Dublin nach Galway erreichen wir Clonmacnoise am späten Nachmittag. Während über uns ein Band von Dekowolken am Himmel vorbeizieht, fällt das Sonnenlicht bereits leicht schräg ein. Zusammen mit dem leicht verdorrten Gras vor den Mauerresten herrscht auf dem Klosterareal eine mystische Stimmung. Gerne lassen wir uns mehr Zeit, um neben den klassischen Erinnerungsfotos auch ein paar besondere Blickwinkel zu finden. Das fällt auch dadurch einfach, weil keines der Gebäude die Fläche dominiert, den einzeln stehenden Rundturm im Finiantempel ausgenommen. Damit entdecken wir an nur einem Ort einige Motive, die sich zur Gestaltung einer persönlichen Postkarte eignen. Veredeln wir diese dann noch mit einer Sonderfarbe für den Druck, erhalten wir schnell einen echten Blickfang.

Cross of the Scriptures | Hochkreuz der Schriften

Nach den ersten Eindrücken von der Gesamtanlage zieht es uns zum Cross of the Scriptures, dem Hochkreuz der Inschriften. Leider haben die Steinmetze früher Sandstein für ihre Arbeit gewählt. Dieser ist zwar leicht zu bearbeiten, dafür aber auch anfällig gegenüber Umwelteinflüssen. Neben weltlichen Themen sind darauf biblischen Darstellungen sind der Verrat des Judas, die Gefangennahme Jesus' und die Bewachung seines Grabs zu erkennen. Die Inschriften aber lassen sich kaum noch entziffern. Es wird davon ausgegangen, dass das Hochkreuz dem König Flann geweiht war und im 10. Jahrhundert entstand.

Whispering Arch | der Flüsternde Bogen

In der Mitte der Klosterruine steht die als Kathedrale bekannte Kirche aus dem Jahr 909. Sowie wir eintreten, sehen wir uns etlichen Gräbern und Grabplatten gegenüber. Wie auch an anderen Orten nutzten die Menschen aufgegebene Kirchenbauten gerne, um auf dem heiligen Grund ihre Verstorbenen zur letzten Ruhe zu betten. Immerhin ging dadurch weniger Weideland verloren. Unser Augenmerk jedoch gilt einem Torbogen mit Blick auf den Shannon. Er ist bekannt als Whispering Arch, also als Flüsternder Bogen. Wer hier flüstert, soll angeblich noch auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche zu hören sein. Die Priester sollen dies genutzt haben, um Menschen auch dann die Beichte abzunehmen, wenn diese unter einer ansteckenden Krankheit litten. Der Whispering Arc bildet damit eine Hohlkehle, welche das Gespräch von einem Torbogen zur anderen Seite überträgt.

Weitere Sehenswürdigkeiten von Clonmacnoise

Außer dem Cross of the Scriptures sind das Nordkreuz und das Südkreuz von Interesse. Vom Nordkreuz sind allerdings nur wenige Fragmente übrig, sodass wir schon bald weiter zum Südkreuz spazieren. Das Südkreuz ist dem Kreuz der Inschriften in seiner Größe ebenbürtig. Es wurden aber nur wenige bildliche Darstellungen darin eingemeißelt. Etwas westlich vom Kreuz der Inschriften steht der Temple Doolin. Nachmittags wird hier das mehrstufige Portal von der Sonne direkt angestrahlt, womit wir hier das wohl am meisten fotografierte Motiv finden. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, findet außerhalb der Einfriedung die Nuns Church, die Kirche der Nonnen. Ebenfalls außerhalb auf einer Anhöhe wachen die Reste einer im Mittelalter erstellten Festung über den Shannon. Eine malerische Sicht auf den Fluss eröffnet sich aber auch vom Westen der Klosterruine.

Öffnungszeiten und Tickets

Die Klosterruine Clonmacnoise ist in der Hauptsaison, Juni bis August täglich von 9 bis 18:30 Uhr geöffnet. In den anderen Monaten öffnet die Sehenswürdigkeit um 10 Uhr und schließt je nach Jahreszeit zwischen 17 und 18 Uhr. Wir empfehlen, die Tickets im Vorfeld zu buchen, da die Parkplätze vor Ort nur dann zur Verfügung stehen.
Eintrittspreise und weitere Infos gibt die Seite https://heritageireland.ie/places-to-visit/clonmacnoise/

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