Aughnanure Castle am Lough Corrib

Aughnanure Castle ist einer der am besten erhaltenen Vertreter eines Irischen Turmhauses. Der Name des irischen Nationaldenkmals bedeutet ins Deutsche übersetzt »Eibenfeld«. Wir finden dieses in der Nähe von Oughterad nahe dem Ufer Irlands größten See, dem Lough Corrib.

Besuch von Aughnanure Castle

Festung des O’Flaherty-Clans

Die Anfahrt nach Aughnanure  erfolgt ab der Stadt Galway über die N59. Nach Killarone biegen wir beim Oughterard Golf Club rechts ab und folgen der Straße über den Golfplatz bis zum Aughnanure Castle Parking (GPS-Koordinaten: N 53.4198, W 9.2744). Vom Parkplatz trennt uns ein kurzer Spaziergang entlang dem Fluss Drimneen zur Festung des O’Flaherty-Clans.

Vor Ort zeigt sich uns das gewohnte Bild einer Normannischen Burg. Der Grundriss von Aughnanure Castle ist nahezu quadratisch, ausgenommen eines Vorsprungs an der Nordwestecke an den Drimneen River. Von der ursprünglichen Umfassungsmauer stehen noch zwei Segmente. Allerdings werden diese durch eine jüngere und deutlich größere Mauer umschlossen.

 

Geschichte der Festung

Eine erste, nicht erhaltene Festung an dieser Stelle wird dem Normannen Walter de Burgo, dem ersten Grafen von Ulster, zugeschrieben. Ihm war es im Jahr 1251 gelungen, den Clan der O'Flahertys zu vertreiben und das Gebiet um den Lough Corrib in Besitz zu nehmen. Die Freude darüber währte allerdings nur kurz. Noch vor dem Ende des 13. Jahrhunderts kehrten die O'Flahertys zurück, nahmen die Festung in Besitz. In der Folge hielten sie über drei Jahrhunderte die Vormachtstellung in dieser Region inne.

Berüchtigt in dieser Zeit war ein Morogh na-dtuath (Morrough der Streitäxte). Nachdem er entlang des Corrib die englischen Besitzungen überfallen und ausgeraubt hatte, schickte Elisabeth I. ihre Soldaten los, um dem Treiben ein Ende zu bereiten. Die Mission misslang: 1564 besiegte Morogh na-dtuath die englischen Truppen in Trabane. Als nichts half, besann sich die Krone auf die Diplomatie: 1569 wurde dem Iren General-Pardon gewährt und ernannte ihn Elisabeth I. zum Herren über West-Connacht.

Von der Festung der O’Flahertys zum Nationaldenkmal

Leider hatte die Beförderung gleich mehrere Haken. Zum einen musste sich Morogh dazu verpflichten, den Frieden im Sinne der Königin zu bewahren. Und dann war da noch der missliche Umstand, dass er lediglich einer Nebenlinie des Clans entsprungen war. Die rechtmäßigen Titelanwärter der O’Flahertys brandmarkten ihn des Verrats und planten eine Rebellion gegen die Königin. Zu seinem Glück erfuhr Morogh rechtzeitig davon, sodass er die Pläne an den Königinnengetreuen Sir Edward Fitton weitergeben konnte. Dieser eilte mit seinen Soldaten und Kanonen herbei und belagerte das von den rechtmäßigen O'Flahertys gehaltene Aughnanure Castle. Nach der Einnahme der Burg übergab Fitton die Festung an Morogh. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts blieben die O'Flahertys auf Aughnanure Castle. Als letzter Burgherr übergab Peter O'Flaherty die Burg 1952 an die Kommission für öffentliche Bauten, um diese als Nationaldenkmal Irlands zu erhalten. Elf Jahre später begann die Instandsetzung der Festung. Dabei wurden die Brüstung und die Kamine gesichert und der Parkplatz samt dem Fußweg angelegt, den auch wir zum Turmhaus genutzt haben.

Murder Hole | das Mörderloch von Aughnanure Castle

Kritisch wird es in einer Festung immer dann, wenn es einem Angreifer gelingt, die stabile Tür des Turmhauses zu durchbrechen. In Aughnanure hatte man sich auch dagegen gewappnet. Sobald sich die Eindringlinge Zugang zum Turm verschafft hatten, sahen sie sich sogleich drei weiteren Türen auf drei Seiten der hier kleinen quadratischen Lobby gegenüber. Nur die linke Tür führte direkt zur Treppe und den Verteidigern der Burg. Das aber mussten die durch die neuen Türe verwirrten Feinde erst einmal wissen. Und dann musste die Tür noch durchbrochen werden. Beides kostete Zeit. Dies nutzten die Verteidiger dazu, um von oben durch das Murder Hole, also das Mörderloch, Wurfgeschosse hinabzuwerfen. Oder sie streckten ihre Feinde mit Pfeilen oder Schüssen nieder. Von anderen Festungen wissen wir, dass auch teils arglose, aber nicht willkommene Besucher Bekanntschaft mit dem Murder Hole machten. War auch dies überwunden, folgte das nächste Handicap: Die Wendeltreppen sind bewusst eng gehalten und führen immer rechts herum. Das erschwerte es von unten kommenden Kämpfern, das Schwert mit der rechten Hand zu führen. Solange kein Linkshänder die Treppe hoch stürmte, waren die Verteidiger auch da noch in der besseren Position.

Secret Chamber | die versteckte Kammer

Mit Ausnahme der neuesten Burgen gibt es in jedem irischen Turmhaus mindestens einen Bogen oder ein Gewölbe in der Decke. In Aughnanure ist dieses Gewölbe so gestaltet, dass zwischen dem ersten und dem zweiten Stockwerk eine Kammer entsteht. Wozu diese Secret Chamber diente, ist nicht überliefert. Eine Theorie zufolge könnte durch den Hohlraum das auf der Decke lastende Gewicht verringert worden sein. Es ist genauso aber gut möglich, dass die O'Flaherts die versteckte Kammer als Gefängnis nutzten.

Feinde, die das Pech hatten, ihnen in die Hände gefallen zu sein, sollen darin eingekerkert worden sein. Die Nähe zu den komfortablen Gemächern des Oberhaupts könnte demnach dazu gedient haben, den Inhaftierten weiter zu triezen und zu foltern, bis dieser »ohne Essen und Trinken an Famyn« starb. Dies erklärt dann auch, warum die Menschen von Galway die O'Flahertys fürchteten. So sollen sie über dem Westtor zur Stadt folgenden Spruch eingemeißelt haben: »Gott schütze uns vor den wilden O'Flahertys.« 

Kommentare und Rückmeldungen