Rothe House in Kilkenny

Stadthaus einer Kaufmannsfamilie

Das Rothe House gehört zu den Zielen in Irland, die vor der Reise in unserem Programm fehlten. Umso überraschter sind wir, als wir das prächtige Kaufmannhaus betreten. Nachdem das Grundstück zunächst im Besitz des Zisterzienserordens war, ließ John Rothe Fitzpiers 1594 ein erstes Gebäude als Geschäftssitz und Wohnsitz der Familie errichten.

In den nächsten Jahren zeigte sich, dass John Rothe sowohl als Geschäftsmann, als auch als Ehemann ausgesprochen erfolgreich war. Die Gewinne aus dem Handel mit Seide und feinen Stoffen vom europäischen Festland verwendete er unter anderem dazu, für seine Frau und zwölf Kinder zwei weitere Häuser auf dem Grundstück zu errichten.

Enteignet und vertrieben von einem verhassten Heeresführer

Während das erste Gebäude an der Parliament Street zunehmend den geschäftlichen Tätigkeiten diente, nutzten John und seine Frau Rose Archer hauptsächlich die hinteren Gebäude. Dort waren später auch eine Bäckerei und eine Brauerei untergebracht. Neben seiner Kaufmannstätigkeit war John Rothe politisch sehr aktiv. Bis zu seinem Tod im Jahr 1620 engagierte er sich viermal als Bürgermeister von Kilkenny.

Später führte sein Sohn Peter die politische Tradition der Familie fort. Er unterstützte in den 1640er Jahren das Bündnis von Kilkenny, welche wiederum König Karl I. beistanden - und mit diesem scheiterten. In den 1650er Jahren belagerte Oliver Cromwell Kilkenny. Nachdem der Widerstand Kilkennys gebrochen war, ließ der in Irland bis heute verhasste Heeresführer die Rothe Familie enteignen und aus der Stadt treiben.

Einblicke in die damalige Zeit

Nachdem das Rothe House 1962 von der Kilkenny Archaeological Society gekauft wurde, begannen umfassende Restaurierungen. Die Hauptarbeiten wurden 2008 mit der Rekonstruktion des aus dem 17. Jahrhundert angelegten Gartens abgeschlossen, sodass uns die um zwei Höfe angeordneten Gebäude einen guten Einblick in die damalige Zeit vermittelt.

Noch als Original erhalten sind zwei offene Kamine aus dem Jahr 1594 im Phelan Raum, dem Hauptempfangsraum. Um einiges älter ist der Geweih über einem der beiden Feuerstellen. Es stammt von einem Irischen Riesenhirsch, einer Art, die vor rund 10.000 Jahren ausgestorben ist. Die Höhe des Geweihs an der Wand entspricht der Größe des Hirsches.

Ein 4000 Jahre altes Cistgrab im Hof des Rothe House

Mehrere Besonderheiten gibt es in den Höfen zu sehen. So befinden sich im zweiten Hof die Wappen einiger Kilkennischer Familien. Zudem hat die Museums-Gesellschaft ein 4000 Jahre altes Cistgrab hierhin umgebettet, welches im benachbarten County Carlow entdeckt wurde.

Im Gegensatz dazu wurde die Zisterne in einer Ecke neben dem Grab hier von den Rothes im Jahr 1604 angelegt. In ihr wurde das Regenwasser von den Dachflächen und den Hofmauern geleitet, um die Wasserversorgung des Gebäudes zu sichern.

Im Erdgeschoss vom dritten Haus ist eine kleine archäologische Sammlung untergebracht. Zu den Fundstücken zählt ein Essensgefäß aus der Bronzezeit, das bei den Ausgrabungen im Cistgrab ans Tageslicht kam. Über eine Stiege kommen wir schließlich in den Garten. Die Gemüse- und Kräuterbeete sowie auch der große Obstgarten waren typisch für Stadtgärten im 17. Jahrhundert.

Die Enten im Garten stehen stellvertretend für die Eigenart der Rothes, im eigenen Garten Tiere zu halten, um die Familie versorgen zu können. Die Enten heute haben eine neue Aufgabe: sie durchstreifen den Garten und fressen Nacktschnecken und anderes Ungeziefer. Was uns betrifft, so erfreuen sie uns mit ihrem Geschnatter, das uns durch den ganzen Garten begleitet.

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