Der Titanic-Hafen von Cobh

Der letzte Ankerplatz des Schiffs der Träume

Über die E30 von Cork nach Midleton sowie die R624 kommen wir nach Great Island, der größten Insel in der Bucht von Cork. Direkt am Ende der Brücke zum Festland biegen wir vor dem Martello Tower und folgen der L2989 in den Süden der Insel nach Cobh. Die beschauliche Hafenstadt mit dem Titanic-Hafen hat im Laufe der Geschichte mehrmals ihren Namen geändert und steht wie kaum ein anderer Ort auf Irland für Hoffnung und tragische Schicksale zugleich.

Eine erste Blütezeit erlebte die Stadt ab 1838, als hier das erste Dampfschiff nach New York auslief. Danach war Cobh über 100 Jahre der bedeutendste Transatlantikhafen Irlands. Stellvertretend für die vielen Abschiede von der alten Heimat und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft steht das Denkmal der Annie Moore am Hafen. »Annie« war die erste Einwandererin, welche den Terminal auf Ellie Island in New York Harbour nutzte.

Annie Moore und ihre zwei Brüder

Nachdem die ersten Auswanderer noch in der Stadt Cove die Reise antraten, ging Annie zusammen mit ihren beiden Brüdern jedoch in Queenstown an Bord. Schuld daran war Queen Victoria. Als die Königin 1849 in Cove ihren ersten Irlandbesuch startete, taufte man die Hafenstadt ihr zu Ehren kurzerhand um. Mit der späteren Gründung der Republik besannen sich die Iren eines Besseren und gaben ihr den an das Gälische angelehnten Namen Cobh.

Ein weitaus größeres Zeugnis der vielen ausgewanderten Iren ist die neogotische St. Colman's Cathedral. Die Mittel für den 1915 fertiggestellten Klotz hätten die Bürger von Cobh alleine nie aufbringen können. An ihrer Stelle spendeten nach Australien und Nordamerika ausgewanderte Iren einen Großteil der Baukosten. Oberhalb der Kirche befindet sich zwischen der John O'Connell Street und der Roche's Row ein günstig gelegener Parkplatz.

Farbenfrohe Reihenhäuser und das Lusitania-Denkmal

Läuft man von hier vor zur Terrasse auf der Westseite der Kathedrale, so öffnet sich die Sicht über einen saftig-grünen Rasen und der Kirchmauer auf farbenfrohe Reihenhäuser. Sie zählen zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt und zieren zahlreiche Ansichtskarten und Reiseführer. Über Treppen und schmale Gassen geht es von der Cathedral Terrace hinunter an den eigentlichen Hafen von Cobh.

Dort kommen wir zum auffallenden Lusitania-Denkmal. Es erinnert an den 7. Mai 1915, als ein deutsches Kriegsschiff den Passagierdampfer Lusitania versenkte. Damals fanden 1200 Menschen den Tod, von denen die Hälfte in einem Massengrab beigesetzt und die andere Hälfte nie geborgen wurde. Der Angriff auf die Lusitania soll den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg ausgelöst haben.

Sie war noch in Ordnung, als sie den Titanic-Hafen verließ

»She was alright when she left here.« Sie war in Ordnung, als sie diesen Ort verließ. Ja, was Belfast über die Titanic kundtut, ist natürlich auch in Cobh zu lesen. Richtig müsste es hingegen heißen: »Sie war noch heile, als sie hier ablegte.« Denn die technischen Fehler in der Konstruktion, wie das für den riesigen Dampfer viel zu kleine Ruder, waren ja schon vorhanden, als die Titanic zu ihrer Jungfernfahrt startete.

Wie auch immer, so kommt man nicht drum herum, dass die Jungfernfahrt der Titanic schon mit ihrem Start in Southampton unter keinen guten Stern stand. Nachdem zehn Monate zuvor die nahezu baugleiche Olympic ihre Jungfernfahrt angetreten hatte, war sie ausgebucht. Entsprechend hoch waren die Erwartungen der White Star Line bei der ersten Fahrt Titanic. Doch fast die Hälfte der Unterkünfte blieb leer.

Als Ursache hierfür gilt ein zu der Zeit bereits länger andauernder Kohlestreik, was viele Überfahrwillige verunsichert hatte. Da durch den Streik im April 1912 deutlich mehr Schiffe als sonst in Southampton ankerten, werden andere keinen Anschluss hierhin gefunden haben.

Die Abfahrt in Southampton verzögerte sich außerdem um eine Stunde. Grund war der starke Sog der Titanic, unter dem die Halteseile des Dampfers »New York« rissen und dieser auf die Titanic zutrieb, sodass es beinahe zum Zusammenstoß gekommen wäre.

Nach dem Zwischenstopp im französischen Cherbourg erreichte das bis dahin größte Schiff der Welt am 11. April 1912 das damalige Queenstown. Sieben Passagiere hatten Glück. Ihr Ziel war Irland. Der weitere Verlauf der Jungfernfahrt bis zur Kollision mit dem Eisberg am 14. April um kurz vor Mitternacht und dem Sinken des Luxusliners ist hinlänglich bekannt.

Cobh - »Der letzte Hafen, in dem die Titanic ankerte«

Neben dem »Tor nach Amerika« bescherte das Schiffsunglück Cobh mit »Der letzte Hafen, in dem die Titanic ankerte« einen weiteren Beinamen. Neben einem relativ unscheinbaren Denkmal wird dies durch das »Titanic-Hotel« Rob Roy und dem am Hafen gelegenen Titanic Museum deutlich. Am Eingang erhält man eine Bordkarte mit Details über einen der 123 in Cobh an Bord gegangenen Passagiere.

Beim Rundgang durch das Museum können wir den Abschiedsschmerz der zurückbleibenden Verwandten am Heartbreak Pier nachempfinden, bevor die virtuelle Reise auf der Jungfernfahrt der Titanic startet. Höhepunkt ist ein Film, der uns die Kälte nacherleben lässt, als das Schiff den Eisberg rammt und es zur Katastrophe kommt. Etwas makaber vielleicht, aber durchaus originell gemacht.

Clonmel Cemetary - Alter Militärfriedhof von Cobh

Im Anschluss an unseren Besuch im Titanic-Hafen legen wir noch einen kurzen Stopp beim Clonmel Cemetary, dem Alten Kirchfriedhof von Cobh ein. Er wurde über 300 Jahre als Gräberfeld genutzt und ist heute am besten über den Parkplatz eines deutschen Discounters (GPS: N 51.8625, W 8.2963) zu erreichen.

Der älteste Grabstein des Friedhofs ist der von Stephen Towse, der 1698 starb. Weitere bekannte Personen, die hier bestattet wurden, sind Dr. James Verling (gest. 1857), der als Napoleons persönlicher Physiker arbeitete, der Boxer Jack Doyle (1978) und der Lyriker Charles Wolfe (1812).

Weitaus bekannter ist der Clonmal Cemetary jedoch durch die Tragödie der RMS Lusitania. In drei Massengräbern wurden hier die Reste von 169 Opfern beigesetzt. Daneben dient die Stätte als alter Militärfriedhof. Hier liegen die Überreste einiger Angehöriger der Royal Navy.

So auch die Männer, die bei der Explosionen auf der HMS Mars (1902) und dem Royal Navy U-Boot »A5« (1905) ihr Leben ließen. Deutlich sichtbares Zeichen dieser Gräber sind Symbole aus der Seefahrt wie Anker, mit denen die Grabsteine der Marine-Offiziere verziert sind.

Kommentare (1)

Werner


Danke für die vielen tollen Informationen.

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