Glencolmcille Folk Village

Das Freilichtmuseum des Father James McDyer

Ein auch bei ungemütlichem Wetter sicheres Ziel ist das Glencolmcille Folk Village. Um im Anschluss an unsere Slieve-League-Wanderung dorthin zu gelangen, kehren wir über Teelin zurück zur R263. Dort biegen wir links ab und folgen der wenig befahrenen Straße immer geradeaus bis zum Ort Glencolumbkille.

Sowie wir die katholische Kirche und den Friedhof passiert haben, schwenkt die R263 nach Westen. Gleich danach erreichen wir die Bucht von Glenkolumbkille. Während zu unserer Rechten ein kleiner Strand zum Verweilen einlädt, sind links von uns mehrere mit Stroh gedeckte Hütten zu sehen.

Ein Pfarrer sucht nach Lösungen gegen die Armut

Sie gehören bereits zum Folk Village von Glencolmcille. Die Entstehung des kleinen Freilichtmuseums ist eng mit Father James McDyer verbunden. Als er 1951 hierher versetzt wurde, sah er, dass Glencolmcille sehr unter dem Mangel von Arbeitsplätzen litt und sich viele Einwohner gezwungen sahen, auszuwandern.

Tatsächlich verzeichnete die Gemeinde in den 70 Jahren vor der Ankunft des Priesters einen Bevölkerungsschwund von 60 Prozent. Dabei waren die Probleme des Orts auch schon vor der Großen Hungersnot vorhanden gewesen. So mangelte es an fruchtbarem Acker- und Grünland, gab es kaum Betriebe und war die Entfernung zu großen Städten weit.

Glencolumcille wäre fast ausgestorben

Hätte man den Ort sich selbst überlassen, wäre Glencolumcille wohl bald ganz ausgestorben bzw. verlassen gewesen. Um dem entgegenzuwirken, gründete McDyer eine Kooperative. Diese hatte zum Ziel, das landwirtschaftliche Potenzial und die Handwerklichkeit der Einwohner optimal miteinander zu verbinden.

Sein Traum war, die Flut der Auswanderung zu stoppen und den Menschen eine Perspektive zu geben. Als wichtigsten und heute auffälligsten Teil des Konzeptes gründete er 1967 das Glencolmcille Folk Village. Durch den Erfolg seines jahrelangen Einsatzes wurde McDyer als der »can-do« Priester bekannt.

Ein Rundgang durch das Freilichtmuseum

Das Freilichtmuseum Folk Village Glencolmcille wurde in Form eines kleinen Dorfs gebaut. Schön finden wir, dass jedes der vier strohgedeckten Häuser ein exakter Nachbau einer Wohnung ist, welche früher von den Ortsansässigen in drei aufeinander folgenden Jahrhunderten (ab 1700) genutzt wurde.

McDyer wählte bewusst einstöckige Häuser der einfachen Bevölkerung, die ihren Lebensunterhalt entweder als Fischer oder als Bauer auf einem nur schlechten Grund bestreiten musste. Dabei steht jede der Hütten im »calchan« (Dörflein) für eine andere Epoche der irischen Geschichte.

Alle Hütten sind ordentlich weiß getüncht

Gemein ist allen Hütten, dass sie ordentlich weiß getüncht sind und eine traditionelle Halbtür besitzen. Sie sollen den Menschen den Zugang in die Wohnungen ermöglichen und zugleich den Tieren den Weg in die Hütte versperren. Ein auffallendes Merkmal der Hütten sind die Dächer im abgerundeten Donegal-Stil. Hier sind die Strohenden mit einem Seil festgebunden und mit Heringen befestigt, um das Dach vor den heftigen Westwindböen zu schützen.

Ausstellung im Fischerhaus

Das kleinste Gebäude im Dorf ist das Fischerhaus. Die aus nur einem Raum bestehende Hütte wurde 2011 als Ausstellungsgebäude eröffnet und zeigt die Lebensbedingungen der Fischer damals. In ganz ähnlichen Gebäuden haben der amerikanische Maler Rockwell Kent und der walisische Dichter Dylan Thomas gelebt, als sie diese Region Anfang des 20. Jahrhundert besucht hatten.

Die Dorfschule im Glencolmcille Folk Village

Im selben Jahr eröffnete der Pub-Grocer. Bis zur Verbreitung der Supermärkte war es in Irland üblich, im Pub neben alkoholischen Getränken auch Tee, Brot, Zucker und Salz, Speck, Süßigkeiten für die Kinder und andere Grundnahrungsmittel zu kaufen. Der Nebenraum bot dabei Platz für einen weiteren Nebenerwerb, hier eine Schuhmacherwerkstatt. Auch wenn sie selten geworden sind, soll es in Irland immer noch ein paar dieser Gemischtläden geben.

Dooey School House und Tea Room

Ein weiteres Gebäude ist das Dooey School House. Das Gebäude repräsentiert eine typische Dorfschule des 19. Jahrhunderts. Darin sind eine Reihe alter Fotografien und historische Informationen ausgestellt, eine Sammlung alter Gegenstände untergebracht und Exponate der beiden Künstler zu sehen. Zuletzt gehen wir in den Tea Room. Die Backwaren stammen hier aus der hauseigenen Bäckerei, ihr Genuss ein schöner Abschluss des Besuchs.

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